Tückische Pilzvergiftungen
Frank Schönmetzler vom BRK Oberallgäu erklärt die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen
Die Pilzsaison hat in diesem Jahr witterungsbedingt sehr früh begonnen. Frank Schönmetzler, Ausbildungsleiter beim BRK Kreisverband Oberallgäu, erklärt woran man eine Pilzvergiftung erkennt und welche Erste-Hilfe-Maßnahmen in einem solchen Fall wichtig sind.
„Wie schwer eine Vergiftung verläuft, hängt von der Art des Giftstoffs, der verzehrten Menge und Einwirkungsdauer sowie vom Alter und Körpergewicht der betroffenen Person ab“, sagt Frank Schönmetzler. „Die ersten Anzeichen einer Pilzvergiftung treten häufig – aber nicht immer! – in den ersten vier Stunden nach dem Verzehr auf. Zu den Symptomen gehören Übelkeit, Krämpfe und Erbrechen, Schweißausbrüche, geistige Verwirrtheit, Unruhe oder Schläfrigkeit. Das Tückische ist, dass sich ausgerechnet bei schweren bis lebensbedrohlichen Fällen diese Symptome oftmals erst nach mehreren Stunden zeigen. Dann drohen Organschäden oder gar tödliches Organversagen.“
Schon beim ersten Verdacht auf eine Pilzvergiftung sollte darum sofort ein Notruf unter der 112 abgesetzt und die Giftnotrufzentrale angerufen werden, rät er. Für das Allgäu ist die Giftnotrufzentrale München zuständig und rund um die Uhr unter 089 – 19 240 erreichbar (alternativ: 030 – 19 240). „Ideal ist es, wenn Sie möglichst genaue Angaben über die verzehrte Pilzart, den Zustand, die Lagerung und den Transport der Pilze sowie über den Verlauf der Beschwerden machen können. Sollte die betroffenen Person erbrochen haben, heben Sie das Erbrochene möglichst in einer Tüte auf und übergeben Sie diese dem Rettungsdienst. Das könnte wichtig sein, um den Giftstoff zu identifizieren und schnell geeignete Gegenmaßnahmen einzuleiten.“
Erste Hilfe-Maßnahmen
Als Laie kann man bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes die folgenden Erste-Hilfe-Maßnahmen ergreifen:
- betroffene Person beruhigen
- kein Erbrechen herbeiführen
- keine Hausmittel verabreichen
- regelmäßig Atmung und Bewusstsein des Opfers prüfen
- bei Bewusstlosigkeit und normaler Atmung => stabile Seitenlage
- bei fehlender Atmung und Bewusstlosigkeit => Herz-Lungen-Wiederbelebung (30-mal Herzdruckmassage und 2-mal Atemspende im Wechsel)
So funktioniert die Herzdruckmassage
Gerade bei Letzterer herrscht große Unsicherheit, weiß Frank Schönmetzler. „Dennoch sollte man nicht zögern, die Maßnahme anzuwenden. Damit kann man Leben retten. Nichts zu tun wäre in dem Fall viel schlimmer.“ Er erläutert in wenigen Worten, wie die Herzdruckmassage funktioniert: „Die betroffene Person muss auf dem Rücken liegen. Als Helfer oder Helferin knien Sie seitlich, in Höhe des Brustkorbs, daneben. Machen Sie den Oberkörper der betroffenen Person frei. Legen Sie den Ballen einer Hand auf die Mitte des Brustkorbs. Legen Sie den Ballen der anderen Hand auf die erste Hand. Strecken Sie nun beide Arme durch und drücken Sie den Brustkorb senkrecht von oben ca. 5-6 cm tief herunter. Drücken Sie in einer schnellen Frequenz, ca. 100- bis 120-mal pro Minute. Wenn mehrere Helfende anwesend sind, wechseln Sie sich am besten ab. Hören Sie erst mit der Maßnahme auf, wenn das Rettungsdienstpersonal übernommen hat!“
Vorsicht auch vor der „unechten“ Pilzvergiftung
Zur Vorbeugung von Pilzvergiftungen rät er: „Essen Sie niemals Pilze, die sich nicht mit einhundertprozentiger Sicherheit als essbar bestimmen können! Wichtig ist es auch, die Pilze schon beim Sammeln in einem gut belüfteten Korb zu lagern. Durch die Lagerung in Plastiktüten können sich Pilze schnell zersetzen und - ebenso wie eine zu lange Lagerung oder eine zu kurze Garzeit - eine `unechte´ Pilzvergiftung hervorrufen, obwohl es sich eigentlich um essbare Sorten handelt. Wenn Pilze sich bereits dunkel färben oder eine schwammig-weiche oder schleimige Konsistenz angenommen haben, darf man sie nicht mehr essen. Sie können starke und lebensbedrohliche Magen- und Darmbeschwerden verursachen.“
Frank Schönmetzler: „Frischen Sie Ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse regelmäßig auf. Das geht heutzutage innerhalb nur eines Tages und kann Leben retten. Das BRK Kreisverband Oberallgäu bietet Erste-Hilfe-Kurse an.