So unterscheiden Sie Bärlauch von Maiglöckchen und Herbstzeitlose
Ausbildungsleiter des BRK Oberallgäu gibt Erste-Hilfe-Tipps bei Vergiftungen
Beim Spaziergang entlang halbschattiger Laub- oder Auenwälder kann man ihn jetzt wieder riechen, den Duft des Bärlauchs. Wer ihn für die Küche verwenden möchte, muss jedoch Vorsicht walten lassen, denn das leckere Wildgemüse hat einige hochgiftige Doppelgänger. Wir nennen Unterscheidungsmerkmale und haben Erste-Hilfe-Tipps zum Thema Vergiftungen von Frank Schönmetzler, dem Ausbildungsleiter beim BRK Oberallgäu.
Bärlauch kann leicht mit Maiglöckchen oder Herbstzeitlosen verwechselt werden, wobei beide Doppelgänger sehr giftig sind. Maiglöckchen lösen Übelkeit und Erbrechen aus. Bei Herbstzeitlosen, die an ähnlichen Orten wie Bärlauch wachsen, kann schon der Verzehr eines einzigen Blattes tödlich sein. Hier einige Tipps, wie man die drei voneinander unterscheiden kann.
Unterschiede Bärlauch - Maiglöckchen -Herbstzeitlose:
- Bärlauch verströmt einen knoblauchartigen Duft, der sich vor allem beim Zerreiben der Blätter zwischen den Fingern deutlich zeigt. Herbstzeitlose und Maiglöckchen weisen keinen Knoblauchgeruch auf. Aber Achtung: der Geruch haftet lange an den Fingern und kann zu Irrtümern führen.
- Die Unterseite der Bärlauchblätter ist matt. Maiglöckchenblätter glänzen deutlich auf der Unterseite. Herbstzeitlosenblätter glänzen auf beiden Blattseiten.
- Bärlauchblätter haben einen klar erkennbaren Stiel, mit dem jedes Blatt einzeln aus dem Boden wächst. Auch Maiglöckchen wachsen an einem Stiel aus dem Boden, haben aber meistens zwei Blätter an einem Stängel. Herbstzeitlosen wachsen hingegen ohne Blattstiel aus dem Boden, aus einer Rosette von meist drei Blättern.
- Bärlauchblätter sind weich und empfindlich – anders als die festeren Maiglöckchen- und Herbstzeitlosenblätter.
„Wer sich unsicher ist, sollte auf das Sammeln für die Küche verzichten“, rät Frank Schönmetzler. „Bereits beim Verzehr geringer Menschen von Maiglöckchen oder Herbstzeitlose drohen Vergiftungen, die im schlimmsten Fall bis hin zum Tod führen können. Vergiftungen durch Maiglöckchen beginnen meist zwei bis sechs Stunden nach dem Verzehr und äußern sich durch Kratzen und Brennen im Mund- und Rachenbereich sowie durch Schluckbeschwerden. Hinzu kommen Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und ein verlangsamter oder unregelmäßiger Puls. Anders als bei Herbstzeitlosen gibt es hier ein Gegengift“, so der Fachmann. „Typische Symptome einer Vergiftung durch Herbstzeitlose sind Magenkrämpfe, Atemnot, Übelkeit, Erbrechen und blutiger Durchfall, die eine bis sechs Stunden nach dem Verzehr auftreten. Später können Störungen der Leber- und Nierenfunktion, der Blutgerinnung und Herz-Kreislauf-Störungen bis hin zu Herzversagen oder tödlichem Multiorganversagen hinzukommen.“
Bei Verdacht auf eine Vergiftung sollte man keinesfalls zögern, sondern sofort die Giftnotrufzentrale München unter Telefon 089/19240 anrufen, wahlweise auch den Hausarzt oder den Rettungsdienst unter 112. „So kann rasch gehandelt werden. Sofern vorhanden, bewahren Sie Reste der Mahlzeit für eine spätere Untersuchung im Labor auf. Trinken Sie viel Wasser, aber keine Milch! Diese kann die Giftwirkung noch verstärken. Absichtliches Erbrechen darf nur unter Aufsicht oder nach vorheriger Absprache mit der Giftnotrufzentrale herbeigeführt werden.“
Erste-Hilfe-Maßnahmen:
- kontrollieren Sie regelmäßig Bewusstsein, Atmung und Puls der betroffenen Person
- bei Bewusstlosigkeit und vorhandener Atmung: stabile Seitenlage
- bei Erbrechen im Liegen: den Kopf des Erbrechenden zur Seite wenden. Mit der freien Hand ein Gefäß (Schale, Schüssel) unter den Mund halten
- bei Erbrechen im Sitzen: Kopf nach vorne beugen und dabei die Stirn mit einer Hand halten. Mit der freien Hand ein Gefäß (Schale, Schüssel) dicht unter den Mund halten.
- Erbrochenes zur Laboruntersuchung aufbewahren
Fotos:
Bärlauch (Foto: Brutscher)
Maiglöckchen (Foto: pixabay)
Herbstzeitlose (Foto: Stodal)