Richtig reagieren bei Insektenstichallergie
Rettungsdienstleiter des BRK Oberallgäu erklärt Verhalten bei allergischen Reaktionen
Vielen Allgäuern ist schon aufgefallen: In diesem Jahr gibt es viel mehr Wespen als sonst. Ein Umstand, der vor allem Menschen mit einer Insektenstichallergie Sorgen bereitet, denn für sie kann ein Stich, vor allem von Wespe oder Biene, schwere Folgen haben und im schlimmsten Fall sogar tödlich enden. Peter Fraas vom BRK Oberallgäu erklärt, welche Erste-Hilfe-Maßnahmen man bei einem allergischen Schock unbedingt kennen sollte.
„Eine Insektenstichallergie entsteht in der Regel nicht nach dem ersten Stich. Vielmehr kann es sein, dass Insektenstiche über einen langen Zeitraum keine besonderen Reaktionen hervorrufen, ehe sich erstmals Allergiesymptome zeigen. Hellhörig sollte man werden, wenn innerhalb von Sekunden oder wenigen Minuten nach einem Stich plötzlich Schwellungen im Nasen-Rachenraum auftreten. Auch wenn eine starke und länger als 24 Stunden anhaltende Schwellung um die Einstichstelle auftritt, sollten die Alarmglocken schrillen. Dann sollte schnellstmöglich ein Allergietest beim Haus- oder Hautarzt veranlasst werden“, erklärt Peter Fraas, Rettungsdienstleiter beim BRK Oberallgäu.
„Das Problem ist, dass allergische Reaktionen auf Insektenstiche unberechenbar sind. Manchmal bleibt es bei einer relativ harmlosen Schwellung, in anderen Fällen können die Beschwerden aber auch plötzlich bis hin zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock führen.“ Als mögliche erste Hinweise auf den Beginn einer solchen schweren Reaktion nennt er plötzliche Kopfschmerzen, Juckreiz oder Brennen an den Handinnenflächen, den Fußsohlen oder im Genitalbereich, ein metallischer Geschmack im Mund sowie Angstgefühle oder Verwirrtheit. „Ganz eindeutige Zeichen eines anaphylaktischen Schocks sind plötzlicher Juckreiz oder Brennen im Rachenraum und an der Zunge, Schwellungen an Hals und Gesicht, Rötung der Haut oder Schleimhaut sowie Fließschnupfen, Heiserkeit und starke Atembeschwerden. Oftmals kommen Schweißausbrüche, Schwindel, Herzrasen oder Übelkeit und Erbrechen oder auch Bauchkrämpfe und Durchfall hinzu. Im schlimmsten Fall drohen Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit und ein Herz-Kreislauf-Stillstand. Schon beim ersten Verdacht muss sofort der Rettungsdienst unter 112 alarmiert werden“, betont Fraas.
Bis zu dessen Eintreffen rät er zu folgenden Erste Hilfe-Maßnahmen:
- bei bekannter Allergie gilt: nach dem Stich sofort handeln
- Notruf 112 verständigen
- falls vorhanden, sofort Notfallset anwenden
- bei Bienenstichen: Stachel, der in der Haut steckt, mit dem Fingernagel wegschnippen (ACHTUNG: Stachelblase nicht quetschen!)
- bei Atmungsproblemen: sitzende Haltung
- enge Kleidungsstücke, vor allem am Hals, lockern oder entfernen
- bei Schocksymptomen (kalter Schweiß, Blässe, Schwindel): auf den Rücken legen, Beine hochlagern (bei gleichzeitiger Atemnot: stattdessen sitzen)
- bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
- ständig Atmung und Herzschlag kontrollieren
- bei fehlender Atmung und Herzschlag: Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen (Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung im Wechsel 30 zu 2)
„Grundsätzlich ist es wichtig, über die eigene Allergie und die Allergieauslöser Bescheid zu wissen“, betont der Experte. „Wenn Sie ein Notfall-Set haben, nehmen sie dieses in der warmen Jahreszeit bitte immer mit. Wichtig ist es, dass Sie und Ihre Angehörigen sich in Ruhe mit der Handhabung vor allem der Adrenal-Fertigspritze vertraut machen. Denn im akuten Notfall kann jede Sekunde über Leben und Tod entscheiden.“
Wespen- oder Bienenstich im Mund
Potenziell lebensgefährlich sind, ganz unabhängig von einer Allergie, Wespen- oder Bienenstiche im Mund. „Als Reaktion auf das Insektengift können Schleimhäute und Zunge in Sekundenschnelle anschwellen. Dadurch verengen sich die Atemwege oder verschließen sich ganz - der Betroffene droht zu ersticken“, warnt Peter Fraas. „Rufen Sie darum sofort den Rettungsdienst unter 112 und kühlen sie den Hals des Betroffenen schnellstmöglich von innen und außen, etwa durch das Lutschen von Eiswürfeln oder Speiseeis oder durch kalte Umschläge oder Kühlelemente. Das hemmt die Schwellung.“ Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sollte der Betroffene beruhigt werden.