Die Radler kommen wieder
BRK gibt Tipps zur Ersten Hilfe bei Fahrradunfällen
Nach dem langen kalten Winter können viele Menschen es kaum erwarten, endlich das Fahrrad wieder aus dem Keller zu holen und sich in den Sattel zu schwingen. „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um sich die wichtigsten Erste Hilfe-Maßnahmen nochmal zu vergegenwärtigen“, findet Frank Schönmetzler, Ausbildungsleiter beim BRK Oberallgäu. „Denn wenn die Fahrradsaison so richtig losgeht, steigen leider auch die Zahlen von Unfällen, an denen Radler beteiligt sind.“
„Die häufigsten Verletzungen bei Fahrradfahrern sind Knochenbrüche, Gelenkverletzungen, Platz- und Schürfwunden sowie Schädelverletzungen bis hin zu schweren Schädel-Hirn-Traumata“, sagt der erfahrene Rettungsdienstler. „Schädel-Hirn-Traumata, zu denen auch Gehirnerschütterungen zählen, erkennt man an Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Desorientiertheit sowie Seh-, Bewegungs- oder Sprachstörungen. Dann muss sofort der Rettungsdienst unter 112 alarmiert werden.“ Die meisten Kopfverletzungen wären durch das Tragen eines Fahrradhelms vermeidbar, mahnt er. „Tragen Sie darum Ihrer eigenen Sicherheit zuliebe bitte unbedingt immer einen gut sitzenden Helm!“. Zudem rät er, bei jeder Fahrradtour ein Erste-Hilfe-Set dabei zu haben. Solche gibt es auch in handlicher Ausführung speziell für Radler.
Was tun bei Knochenbrüchen und blutenden Wunden?
Als Hinweise auf Knochenbrüche und Gelenkverletzungen nennt der Fachmann unnatürlich verdrehte Gliedmaßen, gefolgt von starken Schmerzen und Bewegungseinschränkung oder -unfähigkeit. „Der Betroffene nimmt meist automatisch eine Schonhaltung ein“, erklärt er. Dann gelte:
- Bruchstelle bzw. Gelenk nicht bewegen!
- keine Einrenkungs- oder Bewegungsversuche unternehmen
- verletzten Körperbereich ruhigstellen (evtl. mit Schiene, Armschlinge)
- geschlossenen Bruch, wenn möglich, vorsichtig mit nassen Tüchern kühlen
- offenen Bruch mit sauberer, möglichst steriler Wundauflage bedecken
- verletzte Gliedmaßen vorsichtig umpolstern (z.B. mit fest gerollten Kleidungsstücken)
- bei stark blutenden Wunden Druckverband anlegen, Notruf 112 verständigen
Innere Verletzungen erkennen
„Im Gegensatz zu offenen Wunden sind innere Verletzungen, zum Beispiel durch den Fahrradlenker, für den Laien oft nicht eindeutig zu erkennen“, betont Frank Schönmetzler. „Sie können sich durch Blutergüsse und blaue Flecken am Rumpf zeigen und sind häufig mit erst später einsetzenden Schmerzen im Bauch, einer harten Bauchdecke und Schocksymptomen wie kaltem Schweiß, Blässe und Schwindel bis hin zu Bewusstlosigkeit verbunden.“
Maßnahmen bei Inneren Verletzungen
- Betroffener ist bei Bewusstsein => mit dem Verletzten sprechen, beruhigen, Oberkörperhoch lagern
- bei Schocksymptomen => auf den Rücken legen, Beine hochlagern
- bei Bewusstlosigkeit
- Helm des Betroffenen vorsichtig abnehmen
- stabile Seitenlage
- eventuelle Fremdkörper aus dem Mund entfernen
- ständig Atmung und Herzschlag kontrollieren. Während Corona gilt: Atmung am besten mit Abstand, anhand des Hebens und Senkens des Brustkorbs prüfen
- bei fehlender Atmung und Herzschlag: Herzdruckmassage durchführen. Während Corona gilt: bei haushaltsfremden Personen derzeit auf Mund-zu-Mund-Beatmung verzichten. Ausnahme: Familienmitglieder und Kleinkinder
Hilfreiche Tipps für Mountainbiker
Bei einem Fahrradunfall in unwegsamem Gelände herrscht womöglich kein Handyempfang. Frank Schönmetzler weiß Rat: „Schalten Sie Ihr Handy aus und dann wieder ein, OHNE den PIN einzugeben. Wählen Sie dann den Euro-Notruf 112. Das Gerät sucht nun ausreichende Signale anderer Netzanbieter. Falls das nichts bringt müssen Sie den Standort wechseln – auf Anhöhen herrscht eher Empfang – und es erneut per Euro-Notruf versuchen.“
Wann und wo in Kempten und dem Oberallgäu wieder Erste-Hilfe-Kurse stattfinden, erfahren Sie unter https://www.kvoberallgaeu.brk.de/.