Blutvergiftung erkennen und richtig handeln
Prof. Dr. Georg Täger vom BRK Kreisverband Oberallgäu nennt Fakten rund um die Sepsis
Die Blutvergiftung, medizinisch „Sepsis“, ist immer noch eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Laut der Initiative „Deutschland erkennt Sepsis“ erkranken in Deutschland pro Jahr etwa 230.000 Menschen. In rund 85.000 Fällen endet die Krankeit tödlich. „Die Symptome sind anfangs eher unspezifisch sagt Prof. Dr. Georg Täger, Chefarzt beim BRK Kreisverband Oberallgäu. „Das führt oft dazu, dass das Problem zu spät erkannt wird.“ Er erklärt, woran man eine Sepsis erkennen kann und wie sich Betroffene richtig verhalten.
„Einer Blutvergiftung geht zunächst eine lokale Infektion voraus“, so Prof. Dr. Georg Täger. „Eine solche kann durch Bakterien oder Viren, aber auch durch Pilze oder Parasiten ausgelöst werden, indem diese Erreger in den Körper gelangen.“ Die meisten dieser schwerwiegenden Erkrankungen beträfen Lungen und Atemwegsinfektionen (40%) sowie Harnwegsinfektionen (20%). „Aber auch Wunden, besonders in den feuchten Körperregionen, die besonders mit Bakterien belastet sind, stellen sogenannte Eintrittspforten dar. Die beste Behandlung ist die Vorbeugung. Deswegen ist die Einhaltung von Hygieneregeln, namentlich die Händehygiene- und desinfektion im Alltag für alle so wichtig“, ergänzt Professor Täger. „Wenn die Erreger in die Blutbahn gelangt sind und sich darüber im ganzen Körper verbreiten, wird es gefährlich, denn das kann zu einer Überreaktion des Immunsystems führen. Diese Überreaktion führt zu einem Aufbrauch unserer immunologischen Reserven. Im schlimmsten Fall, wenn die Symptome nicht früh genug erkannt und sofort behandelt werden, kann dies in ein Multiorganversagen münden und den Tod bedeuten“.
Desinfektion ist das A und O
Der Mediziner mahnt: „Grundsätzlich müssen Wunden, egal wie klein sie sind, immer sofort desinfiziert und dieser Bereich sauber gehalten werden.“ Er rät zudem, auf Entzündungszeichen zu achten. „Dazu gehören Erwärmung, Rötung, Schwellung, Schmerzen und eine eingeschränkte Funktion. Bei einer bakteriellen Infektion kann sich Eiter bilden. Mitunter sind auch die Lymphknoten geschwollen. Wenn derartige Symptome auftreten, sollten Sie die Situation ärztlich begutachten lassen. Dadurch kann entschieden werden, ob weitere Maßnahmen nötig sind. Denn es muss früh genug verhindert werden, dass sich die Entzündung im ganzen Körper ausbreitet, sonst besteht akute Lebensgefahr. Das Problem ist nämlich, dass eine Blutvergiftung relativ schwer zu diagnostizieren ist, weil ihre Symptome auch mit anderen Krankheiten verwechselt werden können.“
Anzeichen einer Blutvergiftung
Als mögliche und wichtigste Anzeichen nennt Prof. Dr. Täger plötzliche Verwirrtheit oder Wesensveränderung, Kurzatmigkeit in Kombination mit schnellem Pulsschlag und niedrigem Blutdruck. Aber auch ein nie gekanntes Krankheitsgefühl, kalte und feuchte Haut mit Schüttelfrost und starke Schmerzen in Verbindung mit den vorgenannten Anzeichen sind unbedingte Warnsignale. Das gleiche gilt für Fieber, wobei auch eine zu geringe Körpertemperatur bei einer Blutvergiftung vorliegen kann. „Besondere Vorsicht“, so Prof. Dr. Täger, „ist bei allen Menschen geboten, die eine bekannte Immunschwäche haben, beispielsweise bei Diabetes mellitus. Auch können Veränderungen der Haut in Zusammenschau mit den oben genannten Warnsignalen auf eine Blutvergiftung hinweisen. Dazu zählen beispielsweise größere dunkelrote oder bläuliche Flecken, die auch zu größeren Flecken verschmelzen können.“ Bei Kindern können zusätzliche Symptome auf eine Sepsis hindeuten. „Dazu gehört etwa, dass das Kind sich kaum wecken lässt und sich seine Haut kalt anfühlt. Manchmal gibt es einen Hautausschlag oder auch kleine Einblutungen in die Haut.“
Wettlauf gegen die Zeit
Prof. Dr. Täger betont: „Eine Blutvergiftung ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Rufen Sie darum sofort den Notruf unter 112, wenn Sie den Verdacht auf eine Infektion haben und mehrere der Symptome auftreten.“