Was tun bei Vergiftungen im Kleinkindalter?
BRK Oberallgäu gibt Tipps zum richtigen Handeln
Wer mit Kleinkindern im Haushalt lebt, weiß: die Kleinen erkunden ihre Umgebung mit viel Freude, Neugier und ohne jedes Gefahrenbewusstsein. Je nach Alter wandert alles in den Mund, was nicht niet- und nagelfest ist. Genau das kann aber gefährlich werden, etwa, wenn es sich dabei um Medikamente, Putzmittel, Zigaretten oder Teile giftiger Pflanzen handelt. Frank Schönmetzler, Ausbildungsleiter beim BRK Oberallgäu gibt Tipps, wie man solche Gefahren vermeiden kann und welche Erste-Hilfe-Maßnahmen man im Notfall ergreifen sollte.
„Vergiftungen treten vor allem im Kleinkindalter recht häufig auf, denn in jedem Haushalt gibt es zahlreiche Stoffe, die beim Menschen Vergiftungserscheinungen auslösen können. Als Eltern muss man sich darum immer wieder daran erinnern, mögliche Vergiftungsquellen schon im Vorfeld zu entfernen. Gehen Sie einmal ganz bewusst mit Blick darauf durch die Wohnung“, rät Frank Schönmetzler, der beim Roten Kreuz im Oberallgäu den Bereich der Breitenausbildung verantwortet.
„In Küche, Toilette und Bad lauern solche Gefahren beispielsweise in Form von nicht sicher verstauten Putz- und Waschmitteln sowie Körperpflegeprodukten und Kosmetika jeder Art. Alles, was in greifbarer Höhe ist, sollte unbedingt entfernt und kindersicher gelagert werden, das gilt auch für Shampoo, Seife und Körperlotion am Badewannenrand. Selbst in Schränken sind diese Mittel nur dann gut untergebracht, wenn Kinder jene nicht öffnen oder die Mittel nicht erreichen können. Große Anziehungskraft besitzen übrigens auch bunte Spülmaschinen- oder Waschmaschinentabs, WC-Duftsteine in der Toilettenschüssel oder spannende Dinge aus der Handtasche oder dem Mülleimer“, weiß er aus Erfahrung. In den Wohn- und Büroräumen gehe vor allem von herumstehenden alkoholischen Getränken, herumliegenden Zigarettenschachteln, Textmarkern und Klebern, Pflanzendüngern oder auch von Duftölen gleichermaßen Reiz und Gefahr aus. Nicht zu vergessen seien auch die gern von Kinderhänden zerrupften Zimmer- Balkon- und Gartenpflanzen. „Im Zimmer sollte beispielsweise auf die stark giftige Dieffenbachia und Weihnachtsstern verzichtet werden.“ Sein Vorschlag: „Lohnend zur Vorbeugung ist in diesem Bereich die Anschaffung eines Nachschlagewerkes über giftige Pflanzen.“ Im Garten sollten Kinder von Gold- und Blauregen, der reizvollen Tollkirsche, Fingerhut, Eisenhut, Maiglöckchen, Seidelbast, Liguster, Eibe, Oleander, Lupine, Herbstzeitlose, Wiesen-Bärenklau, Narzisse und dergleichen ferngehalten werden. „Manche Substanzen führen schon durch Verschlucken geringer Mengen, andere durch die bloße Berührung oder Einatmen zu Vergiftungen bis hin zu Bewusstlosigkeit, Schock, Herz- Kreislauf- und Atemstillstand.“ Auch dauerhafte Hirn- und Nerven- sowie Leber- und Nierenschädigungen seien möglich. „Vermitteln Sie Kindern darum so früh wie möglich die Gefahren in Wohnung und Garten und bewahren Sie gefährliche Substanzen außerhalb deren Reichweite auf.“
Vergiftungssymptome
Oft wird Giftiges unbemerkt von den Eltern verschluckt. Die Vergiftung zeigt sich dann erst anhand bestimmter Symptome wie etwa
- Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
- Magen- oder Bauchschmerzen
- Kopfschmerzen, Schwindel
- Verwirrtheitszustände
- beschleunigter oder verlangsamter Puls
- ungewöhnlich blasse oder gerötete Haut
- Bewusstseinstrübung bis hin zur Bewusstlosigkeit
- Atemnot
- Frieren, Zittern, Hitzegefühl, Schweißausbrüche
Erste Hilfe-Maßnahmen
- keinesfalls eigenmächtig Erbrechen herbeiführen! Falls das Kind erbricht, sorgen Sie dafür, dass es sein Erbrochenes nicht einatmet.
- Giftreste und/oder Erbrochenes sicherstellen
- nicht eigenmächtig Milch oder andere Hausmittel verabreichen!
Rufen Sie stattdessen sofort den Rettungsdienst unter 112 und die zuständige Giftnotrufzentrale an. In Bayern: 089 – 19240. Halten Sie dabei, sofern möglich, die Packung der eingenommenen Substanz bereit und folgen Sie den Anweisungen Ihres Ansprechpartners! (dazu können je nach Einzelfall eventuell die Gabe eines Entschäumungsmittels oder von Aktivkohle gehören – sorgen Sie dafür, dass sich diese Mittel vorsorglich in der Hausapotheke befinden)
- kontrollieren Sie Atmung und Puls
- bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
- bei Atemstillstand: Beatmen
- bei Herzkreislaufstillstand: Herzdruckmassage
In Kursen zur Ersten Hilfe am Kind vermittelt das BRK in Kempten und dem Oberallgäu wichtiges Wissen zum richtigen Umgang mit Kindernotfällen. Alle Termine gibt es unter https://www.kvoberallgaeu.brk.de/
Fotos: BRK KV Oberallgäu/ Frank Schönmetzler