„Total geschockt“ – und dann?
Ausbildungsleiter des BRK Oberallgäu erklärt, was ein Schockzustand ist und wie man dabei Erste Hilfe leisten kann
„Ich hatte so einen Schock“, „Ich war richtig geschockt“- Sätze wie diese sind im Alltag immer wieder zu hören. Um was genau handelt es sich aber medizinisch gesehen bei einem Schock? Wie gefährlich ist ein solcher? Wie sollte er behandelt werden und was muss man dabei als Laie beachten? Frank Schönmetzler, Ausbildungsleiter beim BRK Oberallgäu, hat die Antworten.
„Ein Schock ist ein potenziell lebensbedrohlicher Zustand“, sagt Frank Schönmetzler. „Es gibt ganz unterschiedliche Arten und Auslöser eines Schocks. Dazu gehört beispielsweise starker Blutverlust aufgrund von Verletzungen oder auch starker Flüssigkeitsmangel, z.B. durch Verbrennungen oder nach starkem, länger anhaltenden Durchfall oder Erbrechen. Auch schwere Herzprobleme können einen Schock verursachen. Daneben gibt es den sogenannten anaphylaktischen Schock, der durch eine schwere allergische Reaktion ausgelöst wird, den septischen Schock aufgrund einer Blutvergiftung oder den hypoglykämischen Schock infolge einer starken Unterzuckerung bei Diabetikern. Der im Volksmund gern zitierte `Schock´ durch massives Erschrecken in einer Extremsituation, zum Beispiel durch das Miterleben eines Unfalls, ist hingegen meist eher eine psychische als eine körperliche Problematik.“
Grundsätzlich beruhe ein Schock auf einem Missverhältnis zwischen benötigter und tatsächlich vorhandener Sauerstoffmenge im Körper, erklärt der Fachmann. „Anders gesagt: der Körper bräuchte eigentlich dringend mehr Sauerstoff, als er in dem Moment bekommen kann. Aufgrund dieses Mangels konzentriert er die Versorgung auf die wichtigsten Organe. Dies kann allerdings gefährliche Folgen für die anderen Organe haben und – je länger der Zustand unbehandelt andauert – zu einem Kreislaufversagen und zum Tod führen.“
Als Anzeichen für einen „klassischen“ Schock nennt Frank Schönmetzler eine blasse Gesichtsfarbe, kalten Schweiß, beschleunigte Atmung und einen schnellen, schwachen Puls. „Viele der Betroffenen frieren und zittern. Bei anderen Schockformen ist die Haut hingegen warm und gerötet. Häufig sind die Personen sehr unruhig und ängstlich. Im weiteren Verlauf kann es zu auffälliger Teilnahmslosigkeit bis hin zur Bewusstlosigkeit kommen.“
Erste Hilfe bei Schock
- Rettungsdienst unter 112 alarmieren
- Betroffenen beruhigen und warmhalten (auf Decke/Jacke legen, zudecken)
- sichtbare Blutungen stillen
- in einigen – aber nicht in allen! - Fällen muss man den Betroffenen in Schocklage bringen, das heißt, den Oberkörper flach auf den Rücken legen, die Beine um etwa 30 Grad erhöht lagern
- NICHT in die Schockklage bringen darf man Personen bei einer Verletzung an Schädel, Brust, Becken, Bauch und Wirbelsäule sowie bei Atemnot, Schmerzen in der Brust oder dem Verdacht auf eine akute Herzerkrankung/Herzinfarkt. Bei Letzterem muss der Oberkörper erhöht gelagert werden!
- beim Patienten bleiben
- regelmäßig Puls und Atmung kontrollieren
- bei Bewusstlosigkeit und vorhandener Atmung: stabile Seitenlage
- bei Bewusstlosigkeit und fehlender normaler Atmung: Herz-Lungen-Wiederbelebung bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes
„Übrigens hat der `Schockraum´ in einer Klinik., von dem man manchmal hört, nicht direkt mit einem Schock zu tun“, klärt Schönmetzler abschließend auf. „Vielmehr handelt es sich dabei um einen Raum, in dem schwerverletzte oder akut lebensbedrohlich erkrankte Personen sofort nach ihrer Ankunft in der Notaufnahme behandelt werden.“
Das BRK Oberallgäu bietet regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse. Eine Kursübersicht gibt es hier: https://www.kvoberallgaeu.brk.de/kurse