„Man kann nichts verkehrt machen“
BRK erklärt, wie und wann man als Laie einen Defibrillator anwendet
Da derzeit aufgrund von Corona keine Kurse möglich sind, stellt das BRK Oberallgäu einige wichtige Erste-Hilfe-Maßnahmen in einer Reihe vor. Heute geht es um die richtige Anwendung eines Defibrillators, auch AED genannt (Automatisierter Externer Defibrillator). „Viele Menschen haben Angst, solch ein Gerät zu benutzen, weil sie befürchten, etwas falsch zu machen“, weiß Frank Schönmetzler, Ausbildungsleiter beim BRK Oberallgäu. „Dabei ist die Anwendung wirklich einfach. Man kann nichts verkehrt machen. Nichts zu tun, wäre viel schlimmer!“
Wann sollte man einen Defibrillator anwenden?
Ein Defibrillator kommt bei schwerwiegenden Herz-Rhythmus-Störungen wie etwa dem Kammerflimmern zum Einsatz. „Wenn bei einer bewusstlosen Person kein Pulsschlag zu spüren ist, zählt buchstäblich jede Minute. Also warten Sie als Ersthelfer bitte keinesfalls erst einmal ab“, appelliert der Experte. Die ersten sechs Minuten seien ganz entscheidend für das Überleben des Betroffenen. Je schneller effektiv geholfen werde, desto geringer sei die Gefahr von bleibenden gravierenden Schäden.
Was tun im Notfall?
„Wichtig ist, dass umgehend der Rettungsdienst unter 112 alarmiert und der Patient sofort und bis zu dessen Eintreffen mittels Herzdruckmassage und Beatmung wiederbelebt wird. Das heißt: 30 Mal Herzdruckmassage und 2 Atemspenden im Wechsel. In dieser Zeit kann ein zweiter Helfer losgeschickt werden, um einen Defibrillator zu holen.“ Das Gerät ist durch die Abkürzung „AED“ und ein grünes Schild mit weißem Herzsymbol kennzeichnet. Die genauen Standorte sind mit Hilfe der „Rot Kreuz Defi-App“ sowie unter definetz.online/defikataster-1 oder www.mydefibri.de/defibrillator-finden sekundenschnell zu finden.
Defi anwenden – so geht´s
„Die AED wurden speziell für Laien entwickelt und geben ganz genaue, einfach nachvollziehbare Anweisungen, was wann wie zu tun ist“, beruhigt Frank Schönmetzler. „Während ein Helfer die Herzdruckmassage fortführt, muss ein anderer den Oberkörper der betroffenen Person freimachen. Dann werden die etwa postkartengroßen Elektroden an den exakt beschriebenen Stellen unterhalb des rechten Schlüsselbeins sowie unterhalb der linken Achselhöhle fest auf den nackten Brustkorb aufgeklebt. Die Haut sollte trocken und möglichst unbehaart sein. Bei starker Brustbehaarung den Patienten mit dem beiliegenden Rasierer rasch rasieren. Nach dem Aufkleben der Elektroden springt das Gerät automatisch an und misst den Herzrhythmus. Wenn es sich tatsächlich um ein Kammerflimmern handelt, lädt sich das Gerät automatisch auf. Es gibt rechtzeitig den Befehl, die Herzdruckmassage kurz zu unterbrechen, jede Berührung mit dem Patienten zu unterbrechen und den blinkenden Knopf zu drücken, mit dem der Elektroschock ausgelöst wird.“ Die Elektroden bleiben danach auf der Brust des Patienten. Das Gerät gibt gegebenenfalls die Anweisung, die Herzdruckmassage weiterzuführen bzw. einen weiteren Elektroschock auszulösen. Es gibt zudem Anweisungen, falls die Herzdruckmassage zu schnell oder zu langsam ausgeführt wird. So ist man auch dabei auf der sicheren Seite“. Wenn das Gerät einen normalen Herzrhythmus feststellt, ist keine Schockabgabe mehr möglich. Dann kann auch die Herzdruckmassage beendet werden. Die Gefahr, einen Defibrillator im „falschen“ Fall anzuwenden und somit dem Patienten zu schaden, bestehe nicht, stellt Frank Schönmetzler klar. „Wenn keine lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen vorliegen, würde es gar keinen Stromstoß auslösen.“
Wie ist die rechtliche Lage?
Viele Laien haben Angst, sich strafbar zu machen, wenn bei der Ersthilfe etwas schief geht. Da kann der Fachmann beruhigen: „Der Einsatz eines AED durch einen Laien im Rahmen der ersten Hilfe ist rechtlich unbedenklich. Viel eher kann man wegen unterlassener Hilfeleistung belangt werden, wenn man tatenlos zusieht.“ Sobald beim BRK wieder Erste-Hilfe-Kurse anlaufen, sind die Termine unter www.kurs-anmeldung.de zu finden.
Fotos: Sebastian Schleicher, DRK
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Repro: Stodal
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