Herzinfarkt beim Augenarzt
Notfalltrainings für Arztpraxen geben Sicherheit

Die meisten Menschen fühlen sich in einer Arztpraxis sicher. Wenn im Wartezimmer des Allgemeinarztes unvorhergesehene medizinische Probleme auftauchen, wie beispielsweise massive Kreislaufprobleme oder ziehende Schmerzen im Brustkorb, ist man hier sofort versorgt. Was aber passiert, wenn dies im Wartezimmer des HNO, des Augen-, Zahn- oder eines anderen Facharztes geschieht? „Bei fachfremden medizinischen Notfällen ist das Praxispersonal tatsächlich oftmals überfordert“, weiß Rainer Bumann vom BRK Oberallgäu. Der langjährig erfahrene Rettungsassistent appelliert darum: „In allen Arten von Arztpraxen sollten regelmäßig Notfalltrainings durchgeführt werden.“
„Da solche medizinischen Notfälle ja Gott sei Dank nicht an der Tagesordnung sind, ist eine gewisse unkoordinierte Vorgehensweise des Praxispersonals verständlich“, räumt er ein. „Wie so oft im Leben gilt auch hier: Was man nicht regelmäßig macht oder trainiert, kann man halt nicht gut.“ Im Fall der Fälle mangele es dadurch aber an der nötigen effizienten Reaktion. „Für den Betroffenen geht so wertvolle Zeit verloren“, gibt Rainer Bumann zu bedenken. „Das könnte verhindert werden.“ Er selbst führt seit vielen Jahren Notfalltrainings für Arztpraxen in Kempten und dem gesamten Raum Oberallgäu durch. Rund 60 solcher Schulungen seien es pro Jahr, sagt er. „Diese finden in den Praxisräumen statt. Dabei nehmen alle teil, vom Arzt bis zur Sprechstundenhilfe.“ Die Dauer richte sich unter anderem nach den inhaltlichen Wünschen der Teilnehmenden und liege meist bei gut drei Stunden.
Ablauf und Inhalte des Trainings
Zunächst sieht sich Bumann die Räumlichkeiten an und animiert die Teilnehmer, sich Gedanken zu machen, in welche Situation sie gelangen können. Dann die Frage: Weiß jeder, auch die neuen Mitarbeiter, ob und wo Notfallequipment zur Verfügung steht, was es beinhaltet, wie und wann es angewandt wird? Das Notfallequipment – sofern vorhanden – wird dann vor Ort überprüft. „Dabei berate ich die Verantwortlichen über die Sinnhaftigkeit des Materials. Hier gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich“, so der Experte. „Mit diesem Equipment trainieren wir dann diverse Szenarien in den Behandlungsräumen. Dazu gehören grundlegende zeitkritische Erste-Hilfe-Maßnahmen wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung, die korrekte Anwendung eines Defibrillators, anaphylaktische - also starke allergische - Reaktionen und vieles mehr.“ Die allermeisten Praxen würden die Notfalltrainings regelmäßig wiederholen, so Bumann. Aus den Rückmeldungen wisse er: Sollte tatsächlich einmal etwas passieren, wissen dadurch alle, was zu tun ist. Und das sei Gold wert, „denn unter Umständen kann das Leben retten.“