BRK Oberallgäu hat den „Sonnenhof“ in Lauben übernommen
Gemeinde ist froh über Interimslösung für Seniorenheim
Das BRK Oberallgäu hat Anfang Januar 2022 interimsweise die Trägerschaft des Seniorenheims „Sonnenhof“ in der Gemeinde Lauben übernommen und damit den Fortbestand der Einrichtung gesichert. Diese hätte sonst vor dem Aus gestanden, nachdem sich die vorherigen Betreiber nach mehr als 23 Jahren gesundheitsbedingt zum 31. Dezember zurückgezogen haben. Laubens Bürgermeister Florian Gröger zeigt sich erleichtert: „Der Gemeinderat und ich sind gottfroh, dass das BRK eingesprungen ist. Zwar ist die Gemeinde nicht verantwortlich für den Betrieb eines Pflegeheims, aber wenn wir den `Sonnenhof´ verloren hätten, wäre das nicht nur dramatisch für die Bewohner und die Pflegekräfte gewesen, sondern auf lange Sicht auch für alle Senioren in Lauben.“
Der „Sonnenhof“ am Rande des Laubener Ortsteils Heising wurde einst von dem Ehepaar Helga und Gerd Pesch in einem eigens dafür umgebauten Bauernhof ins Leben gerufen. Die frühere landwirtschaftliche Nutzung sieht man dem Gebäude auf charmante Weise noch immer an – es hat sich seine Ursprünglichkeit (inklusive traditionellem, eingezäunten Bauerngarten) bewahrt und besticht durch Überschaubarkeit und Familiarität. 38 Senioreninnen und Senioren leben derzeit hier. Sie sind in Einzel- und Doppelzimmern untergebracht, es gibt Gemeinschaftsräume und einen großen sonnigen Hof, von dem aus man einen herrlichen Blick auf Wiesen und die Berge in der Ferne hat.
Dass das Ehepaar Pesch sich eigentlich schon lange zurückziehen wollte, ist im Dorf bekannt. Doch ohne einen zuverlässigen Nachfolger, der das Heim in ihrem und im Sinne der Senioren weiterführt, wollten sie ihr Lebenswerk nicht aufgeben. Die Suche erwies sich als extrem schwierig. Zwar hatte zwischenzeitlich ein Investor angekündigt, auf dem etwa 12.000 Quadratmeter großen Areal rund um den „Sonnenhof“ eine große Seniorenwohnanlage mit 90 Pflegezimmern und 57 sogenannten „Service-Wohnungen“ zu errichten (im „Sonnenhof“ selbst sollten Unterkünfte für die Mitarbeiter geschaffen werden), doch die vollmundigen Versprechungen entpuppten sich als Farce. Als es an die konkreten Planungen ging, war plötzlich keine Rede mehr von einem klassischen Pflegeheim. Vielmehr sollten die 90 Plätze lediglich über einen 24-Stunden-Pflegedienst betreut werden. Das geänderte Konzept stieß auf breite Ablehnung im Gemeinderat. Seither ging die schwierige Suche weiter. Zuletzt stand Einrichtung nun vor dem Aus.
„Nachdem Familie Pesch auf die Gemeinde zugegangen ist und uns mitgeteilt hat, dass sie den Pflegevertrag zum Jahresende 2021 gekündigt hat, mussten wir schnell handeln“, sagt Bürgermeister Florian Gröger. „Zum einen ging es darum, die Institution für die Bewohnerinnen und Bewohner bis zu einem Neubau eines Pflegeheims zu erhalten, zum anderen wollten wir unbedingt das Personal vor Ort halten. Wären die Bewohner und Pflegekräfte erst einmal weg, wäre es für die Zukunft sehr schwierig, nahezu aussichtslos, einen Investor und Betreiber für ein neues Heim zu finden. Wir haben darum Kontakt mit dem Roten Kreuz im Kreisverband Oberallgäu aufgenommen und konnten uns glücklicher Weise über eine auf drei Jahre, bis 31.12.2024, befristete Trägerschaft einig werden.“
Alexander Schwägerl, der Kreisgeschäftsführer des BRK Oberallgäu erklärt: „Eine dauerhafte Trägerschaft wäre für uns nicht in Frage gekommen, aber angesichts der Notlage haben wir uns zu der dreijährigen Übergangslösung entschieden. Schließlich entspricht es dem humanitären Auftrag des Roten Kreuzes, für die Menschen da zu sein. In diesem Fall geht es um Senioren, die ansonsten womöglich ihren Pflegeplatz verloren hätten – und wir alle wissen, wie schwer Pflegeplätze heutzutage zu finden sind. Wir als BRK Oberallgäu möchten dazu beitragen, dass die Menschen in Lauben weiterhin sicher sein können, ein gutes wohnortnahes Angebot zur stationären Pflege zu haben.“
Nun hoffen BRK und Gemeinde, dass bald ein langfristiger Träger mit zukunftsfähigem Konzept gefunden wird. Die Gemeinde sei bereits mit einem potenziellen Investor im Gespräch, so Rathauschef Florian Gröger. „Mehr kann und darf ich momentan dazu nicht sagen. Nur so viel: Wichtig ist für uns, dass wir nicht nur über betreutes Wohnen reden, sondern eben auch über die stationäre Pflege. Beides sind sehr wichtige Bestandteile für uns. Außerdem werden noch Möglichkeiten besprochen, mit welchen zusätzlichen Maßnahmen oder Institutionen das neue Objekt auch eine offene Begegnungsstätte werden könnte.“